Feuerbestattung
Die Feuerbestattung - Technisierung, Spezialisierung und Professionalisierung
Entwicklungen eher technischer Art haben die Trauer- und Bestattungskultur seit jeher mitgeprägt. Eine der wichtigsten Innovationen des 18. und 19. Jahrhunderts war die Einführung der modernen Feuerbestattung.
Mit dem Bau der ersten Krematorien in Deutschland vollzog sich jene Technisierung im Umgang mit den Toten, die grundlegend in die traditionellen, immer noch christlich geprägten Abläufe einer Bestattung eingriff.
Wie kam es im 19. Jahrhundert zum Bau der ersten Krematorien? Allgemeiner Anlass für die Einführung der modernen Feuerbestattung waren Kritik an den hygienischen Zuständen auf Friedhöfen, aber auch die Forderung nach einer platzsparenden Bestattungsart.
Die »Leichenverbrennung« - wie es früher hieß - an sich war allerdings keine Erfindung der bürgerlichen Industriegesellschaft. Abgesehen von außereuropäischen Kulturen war die Einäscherung auf offenem Holzstoß in der Antike eine durchaus übliche Bestattungsart.
Das erste deutsche Krematorium ging 1878 im thüringischen Gotha in Betrieb. Heidelberg folgte 1891, Hamburg 1892. Die Feuerbestattung führte nicht nur zu einer Technisierung des Todes, sondern auch zu neuen Formen der Trauerzeremonie und zu neuen Beisetzungsformen.
Insgesamt erwies sich die Feuerbestattung als die am wenigsten aufwändige Beisetzungsart. Damit wurde sie auch zur Etappe auf dem Weg zur heutigen »Anonymen Bestattung«.
Heute, über einhundert Jahre nach Einführung der Feuerbestattung, ist sie mit Abstand die häufigste Bestattungsform. Gesellschaftliche Veränderungen sind sicher ein Aspekt für dieses Phänomen: Nachlassende familiäre Bande, der fehlende Zusammenhang von Tod und Erinnerung. Wie auch immer ist die Feuerbestattung jetzt schon ein Bestandteil einer neuen Trauerkultur.